Autofahren im Inselstaat
Autofahren auf den Philippinen ist vor allem eines: spannend. Es gilt das Recht des Stärkeren. Oder Frecheren. Oder Mutigeren. Auf jeden Fall werden Verkehrsregeln, sofern vorhanden, als unverbindliche Empfehlung gesehen.
Wer links blinkt, biegt gerne auch schon mal rechts ab. Oder gar nicht. Oder bleibt einfach einmal stehen. Manchmal gibt es auch nur Handzeichen. Oder man reißt einfach das Steuer herum und dreht mitten auf der Straße. Ohnehin wird abgebogen, wie man will. Autofahren ist mehr Glückssache als Können.
Auch geparkt wird, wo man möchte. Ob man nun jemanden behindert oder nicht, ist Nebensache. Bist Du stärker, hast Du Vorfahrt. Auch, wenn alle anderen eigentlich Vorfahrt hätten. Daher empfiehlt es sich, einen SUV oder Pickup zu fahren. Alles, was kleiner ist, nehmen die anderen Verkehrsteilnehmer nicht ernst.
Und von denen gibt es viele: In den Städten hupen und stinken die Mopeds, Jeepneys, Tricycles, Autos und Vans um die Wette. Man hat fast den Eindruck, die eine Hälfte der Pinoys fährt für die andere. Ein Land der Transporteure.
Autofahren für Fortgeschrittene
Ampeln sind die Ausnahme. In Großstädten gibt es sie, was allerdings auch nicht wirklich für Entspannung sorgt. In Dumaguete allerdings hat man ganz auf sie verzichtet. Entsprechend verstopft sind die Straßen zur Rushhour. Und die ist eigentlich immer.
Um beim Autofahren weiterzukommen, sollte man die Panzertechnik anwenden: Wie ein Panzer, langsam in die Straße einbiegen und alle anderen freundlich, aber bestimmt verdrängen – dann geht’s. Wer wartet, das jemand anhält, wird grau und alt.
Gerne überholen die Pinoys an den unmöglichsten Stellen – erinnert manchmal an die Wahnsinnigen auf der Schwäbischen Alb, die auch gerne an der engsten Kurve ausscheren. Dann hilft nur hoffen, dass man Ausweichfläche hat. Hinzu kommt, dass die meisten mit Automatik fahren. Die ziehen keine Butter vom Brot.
Man ist eigentlich immer schuld
Autofahren nachts? Das mörgen wir überhaupt nicht. Denn 80 Prozent der Pinoys fahren ohne Licht. Meist ist es kaputtgegangen und man hat nicht das Geld oder ist zu bequem, es zu reparieren. Und daher sieht man sie nachts auch nicht. Passiert ein Unfall mit einem unbeleuchteten Mopedfahrer, ist dieser meist tot.
Wenn man einen Unfall hat, ist man fast immer der, der Schuld hat. Immerhin ist man der Expat – und wenn man nicht ins Land gekommen wäre, wäre das nicht passiert. Da fast kein Pinoy eine Versicherung hat, bleibt man auf seinem eigenen Schaden ohnehin meist sitzen.
Besondere Vorsicht ist bei den riesigen gelben Ceres-Linern geboten. Diese Überlandbusse sind das Verkehrsmittel der Wahl, wenn es um weite Strecken auf den Inseln geht. Im Gegensatz zu den Jeepneys, deren Komfort gleich null ist, bieten diese flotten Brummer ihrem Publikum in der Regel Klima, manchmal sogar TV und versprechen Wifi. Da die Philippinen jedoch das Land mit der schlechtesten Internetverbindung in Asien sind, kann man das getrost vergessen. Aber was an Ausstattung fehlt, machen die Fahrer mit Kühnheit – oder Unverschämtheit – wieder wett. Ein Ceres bremst nie. Für nichts und niemand. Daher haltet Abstand und wenn Euch einer entgegenkommt, hofft nicht darauf, dass er ausweicht.
Wert eines Menschenlebens kann man in Peso beziffern
Kein Wunder, dass es immer wieder zu schlimmen Unfällen mit Ceres Linern kommt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass es für das Unternehmen durchaus günstiger kommt, wenn die Unfallopfer tot statt verletzt sind. Die Entschädigung an die Familie ist sehr viel geringer als eine lebenslange Invalidenrente. Ja, auch das sind die Philippinen. Ein Menschenleben ist hier nicht viel wert. Es kann in Peso beziffert werden. In wenigen.
Hier ein paar Impressionen einer Fahrt durch Dumaguete. Mit wenig Verkehr, wohlgemerkt. Man muss aufpassen wie ein Schießhund, aber es geht. Langsam und stetig bahnen wir uns unseren Weg ;).