Neue Reifen braucht das Land

Zeit, Profil zu zeigen

Gestern war es so weit: Wir hatten einen Platten. Hinten rechts. Nun ja, da bald die Regenzeit kommt, wollten wir ohnehin neue Reifen kaufen. Denn gerade in der “wet season” sollte man hier Profil zeigen.

Ich kam also gerade vom Einkauf auf dem kleinen Markt zurück, als ein freundlicher Pinoy wild gestikulierend mich auf die hintere rechte Seite meines Autos winkte und aufgeregt auf den schon etwas mageren Reifen deutete. Ich dankte artig, fluchte innerlich und rief als erstes meinen Schatz an. ADAC oder ähnliches gibt es hier nicht.

Zum Glück war die Werkstatt unseres Vertrauens nicht weit, so dass ich mir einer Durchschnittgeschwindigkeit von 10 km/h – Freitagmittag in Dumaguete geht es ohnehin nicht schneller – zur Good Year Station fuhr. Gegenüber der Ceres Station.

Willkommen auf Vulcan(ize): Warum neu kaufen, wenn man sie immer und immer und immer wiederverwerten kann?

Teures Vergnügen

Nun ist es so, dass es auf den Philippinen unglaublich viele Vulcanize-Shops gibt. Was in Europa nur noch zu Gummischrot verabreitet würde, wird hier aufbereitet. Profiltiefe wird völlig überbewertet, wer braucht schon Qualität auf den Felgen…?

Ich! Ich brauchte Qualitätsreifen und wollte unser Auto auch nicht in Einzelteile zerlegt wissen. Je nachdem, an welchen Experten man hier gerät, kann es passieren, dass dieser diverse Originalteile aus- und alte Ersatzteile wieder einbaut. Er hat auf diese Weise dann ein grandioses Geschäft gemacht. Zur Sicherheit sollte man, wenn man keine böse Überraschung erleben möchte, die Zeit während der Montage oder Reparatur daneben stehen bleiben und interessiert schauen.

Da ich aber überhaupt keine Lust auf solche Aktionen hatte, entschieden wir uns für die Zuverlässigkeit von Good Year. Auch, wenn es einiges teurer ist, kommt es unterm Strich günstiger. Aktuell gab es dann auch noch eine Aktion, kaufe 4, zahle 3 – kennt man sonst eher vom Bier hier;). Also entschied ich mich für die regenzeittauglichen Reifen mit ordentlich Profil.

Echt coole Schlappen. Echt cooler Preis.

9.880 Pesos.

Pro Stück.

Nun hatte ich für den Marktbesuch keine 30.000 Peso (Währungsrechner) dabei. Wäre dann doch etwas übertrieben, wenngleich es aufgrund der langen Trockenheit auch dort um einiges teurer geworden ist. Kein Problem, ich könne auch mit Kreditkarte zahlen, versicherte man mir. Make a long story short: Es war doch eines. Was jedoch nicht an meiner Kreditkarte lag, sondern an der Zahlungsvorrichtung. Nach dem gefühlt zehnten Versuch gab ich es auf.

In der Regel hört man dann den Satz: „Sorry, Mam, machine is broken, may be next week“ – und ich hätte das mit dem Reifenwechsel vergessen können. Oder erst zu Fuß zum nächsten ATM (Bankomat) latschen dürfen (bei 37 Grad quer durch die Rushhour). Oder per Tricycle, was auch nicht viel angenehmer gewesen wäre und vermutlich mehr als eine Stunde gedauert hätte.

Positive Überraschung beim Reifenwechsel

Dann aber kam die Chefin und meinte: „No problem, Mam, you can bring the money later.” Ich war erst sprachlos. Und dann begeistert, dankte überhöflich und bot im Gegenzug an, ihr meinen Führerschein zu überlassen. So einigten wir uns auf Sicherheit für beide Seiten.

Zwei Stunden später – ich hatte mir im klimatisierten Warteraum die Zeit vertrieben – hatte ich vier neue Reifen auf unserem Montero, konnte zum Bankautomat und rasch meine Schulden begleichen. Jetzt kann die Regenzeit kommen. Und wir haben unseren ersten Werkstattbesuch samt Reifenwechsel auch hinter uns gebracht. Und unser Auto fährt viel besser… es wird doch keine Profilneurose haben ;)?

Mehr über die Werkstatt: Good Year Dumaguete