Alles, was wir vor zehn Jahren bezüglich der EU befürchtet hatten, ist leider eingetreten oder dabei, umgesetzt zu werden. Daher reisen wir wieder. Unsere erste Station: Namibia

Auswandern nach Corona

Wir recherchierten viel und lange. Bei dieser Suche fiel unsere Wahl auf den afrikanischen Kontinent, der sich in vielerlei Hinsicht den globalen Forderungen gegenüber skeptisch zeigt. Und dort fiel unser Blick auf Namibia. Ein Land, so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen, aber mit einer Bevölkerung von nur rund 3 Millionen Menschen. Wenig Menschen, wenig Ärger und eine grandiose Natur, dachten wir uns.

Der Parliament Garden in Windhuk, der leider für Besucher geschlossen ist, was ja eigentlich nicht der Sinn eines öffentlichen Parks ist.

Wir engagierten die Agentur IBN, um die Formalitäten für die Permanent Residence in Namibia in Angriff zu nehmen. Nein, wir kannten Namibia nicht. Aber da wir uns die Welt ohnehin ansehen wollten, beschlossen wir, für alle Fälle schon ordentliche Visa für die einzelnen Ländern in Auftrag gegeben zu haben. Auf unserer Liste standen noch einige andere Länder, aber irgendwo muss man ja anfangen.

Also ging der Papierkrieg los. Führungszeugnisse mehrerer Länder, Diplomzeugnisse, Lebensläufe, ärztliche Atteste, Vermögensaufstellung, Motivationsschreiben, Empfehlungsschreiben, beglaubigte Übersetzungen von allem etc….mit all diesen Unterlagen waren wir Ende 2022 noch guter Dinge, dass es mit einer Genehmigung klappen könnte. Wir erfüllten immerhin alle Voraussetzungen.

Nach einem halben Jahr: Nichts war passiert

Nach einem halben Jahr fragten wir höflich nach, wie denn so der Stand der Dinge sei. Es folgte die erste Hiobsbotschaft: Unsere Sachbearbeiterin hatte nichts eingereicht und war verschwunden. Oha! Es folgten zahlreiche Krisen-Videokonferenzen mit der Geschäftsführung. Sie baten uns, nicht das Vertrauen zu verlieren und nochmal alles bereitstellen zu dürfen. Ok, sagten wir uns, statt jetzt auf ein neues Pferd zu setzen und die bereits bezahlten Gebühren zu verlieren, versuchen wir es nochmals mit IBN, vor allem, da wir dachten, dass sie sich jetzt besonders anstrengen würden.

Allerdings waren Gesundheits- und Führungszeugnisse (wieder aus mehreren Ländern) neu zu beantragen, da diese nur sechs Monate Gültigkeit haben. Kosten und Lauferei begannen von neuem. Diesmal jedoch beschlossen wir, die Bewerbung persönlich vor Ort zu begleiten. Da wir nun ohnehin die EU verlassen und auf Weltreise gehen wollten, lösten wir unseren Hausstand auf, lagerten alles wieder in einen Container und bereiteten unsere Reise nach Namibia vor.

Hier war übrigens Olaf von Namship eine sehr große Hilfe! Den Spaß, den wir allerdings noch mit dem spanischen Amtsschimmel haben, könnt ihr hier bald auch noch lesen.

Selbstverständlich war, dass auch Mr. Sheffield wieder mit uns auf Tour gehen würde. Daher gab es da noch eine weitere Litanei an Papierkrieg zu bewältigen. Dazu aber auch bald mehr an anderer Stelle.

Namibia – unfassbar schön, unfassbar weit

Anfang April landeten wir in Windhuk, der freundlichen, kleinen Hauptstadt Namibias. Als wir über das Rollfeld Richtung Terminal gingen, wussten wir: Wir sind angekommen. Die Weite berührte unser Herz. Unsere Eindrücke könnt ihr hier auch bald lesen. Zurück aber jetzt zum eigentlichen Thema: Wenige Tage nach unserer Ankunft ging es zügig zu unserer Agentur. Wir freuten uns alle, nach der langen Zeit uns gegenseitig persönlich kennen zu lernen. Wir gingen mit unserer Ansprechpartnerin Uaaruka alle unsere Unterlagen durch und bis auf das ärztliche Attest und ein Konto in Namibia hatten wir alles beisammen. Wir fühlten uns in guten Händen.

Warum ausgerechnet Namibia?

Wer sich um eine PRP für Namibia bewirbt, muss auch ein Motivationsschreiben abgeben, warum er ausgerechnet nach Namibia möchte. Das hatten wir – typisch deutsch – kurz und knackig gehalten. Allerdings riet uns Uaaruka, es auf mehrere Seiten zu erweitern. „Stellt euch richtig vor, damit Home Affairs eine Vorstellung von euch bekommt.“ Das machten wir gerne. Von anderen Bewerbern allerdings erfuhren wir, dass ihnen genau das Gegenteil geraten wurde.

Für das ärztliche Attest führte uns unser Weg ins Lady Pohamba Hospital, eine sehr gute und schicke Privatklinik im Süden Windhuks, die selbst so manchen europäischen Standard übertrifft. Innerhalb von einer Stunde hatten wir unser X-Ray (Kosten pro Person rund 600 NAD, umgerechnet 30 €) sowie die ärztliche Bestätigung (gegenüber vom Hospital, pro Person etwas 6 €) gesund und tuberkulosefrei zu sein.

Impressionen aus Windhuk, der freundlichen Hauptstadt Namibias. Wir staunten über die (noch) vielen deutschen Straßennamen.

NAD-Konto für das Permanent Residence Permint Namibia (PRP)

Etwas eigenwilliger gestaltete sich das Thema Kontoeröffnung. Denn laut der Agentur – und den offiziellen Aussagen nach – benötigten wir ein namibisches Konto in NAD, um eine PRP zu beantragen. Ein Konto in NAD aber gibt es nur für Menschen, die eine PRP besitzen. Merkt ihr was? Die Schildbürger lassen grüßen.

Nun war es so, dass wir bei der FNB eine wirklich freundliche Sachbearbeiterin gefunden haben. Jenyll eröffnete unser Konto in EUR. Allerdings sei Onlinebanking nicht möglich und alles, was auf das Konto eingezahlt würde, könne nicht wieder zurück auf ein ausländisches Konto überwiesen werden.

Es war sozusagen „für den Verzehr“ gedacht. Ok, dann war für uns klar, dass wir da nicht direkt große Vermögenswerte übertragen würden. Erstaunlich war aber, dass die Summe auf dem Bankauszug immer in NAD lautete. Somit hatten wir indirekt unser NAD Konto und gaben unsere Bewerbung final auf den Weg.

Offen war noch das Thema Visumsverlängerung. Unsere Rückfrage an die Agentur, ob wir später unser 90 Tage Visum um weitere 90 Tage verlängern könnten, wurde allgemein als völlig unproblematisch gewertet. Dass es genau das dramatische Gegenteil werden würde, ahnten wir damals noch nicht.

Autozulassung in Namibia

Aufmerksame Leser unseres Blogs wissen, dass wir immer zügig ein Auto kaufen im Land unserer Wahl. Vor allem angesichts der Tatsache, dass in Namibia für einen geländegängigen SUV um die 2.500 Euro Miete pro Monat aufgerufen werden. Das mag für einen Urlaub von einigen Wochen noch in Ordnung sein, nicht aber, wenn man vorhat, das Land wirklich für einige Monate zu erkunden und dort bleiben zu wollen. Somit war die nächste Herausforderung, ein Auto zu kaufen.

Selbstverständlich gingen wir zuerst zum Platzhirsch Pupkewitz, wo wir eine große Auswahl, aber kleinsten Service fanden. Uns war schnell klar, dass wir DORT kein Auto kaufen würden. Bei der Frage nach der Zulassung auf unser Touristenvisum zuckte der Verkäufer noch nicht einmal, als wir ihn um Support baten.

Wir fragten bei Bekannten nach…die meinten allerdings: „Mit Tourismusvisum könnt ihr ohnehin kein Auto auf euch zulassen.“ Aha! Nun, so schnell wollten wir uns nicht geschlagen geben, das wollten wir genauer wissen. TIA. This is Africa! Da sind Pauschalaussagen immer mit Vorsicht zu genießen.

Erfenis sei Dank: Autoanmeldung auf Tourismusvisum

Auf Anraten des besten Griechen in Windhuk versuchten wir unser Glück bei Carlink und wurden sofort fündig. Dokes und sein Team haben ausschließlich hochwertige, sehr gut gepflegte Fahrzeuge aller Klassen zu vernünftigen Preisen. Dirk, unser Ansprechpartner, versprach beim Thema „Autoanmeldung und Tourismusvisum“ professionelle Hilfe und Lösung.

Wir wollen nicht sagen, dass es direkt beim ersten Anlauf bei NATIS funktioniert hat. Aber beim zweiten. Und mit dem richtigen Partner an der Seite. Erfenis wusste genau, was zu tun war. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir erhielten nicht nur unser Auto auf unseren Namen angemeldet, sondern innerhalb von zwei Tagen auch unser Wunschkennzeichen Henry 1. Wir hinterließen in Windhuk einige staunende Gesichter, dass das wirklich überhaupt funktionieren hatte können.

Nach der Abholung unseres neuen Autos ging es direkt in die Wildniss. Es ist schon klasse, die Weite Namibias mit dem eigenen Fahrzeug zu erkunden.

Auf geht´s zur Küste

Guter Dinge und voller Optimismus starteten wir jetzt mit unserem Henry 1 auf Immobilienbesichtigungstour, um unser neues Heim zu finden. Noch hatten wir nicht entschieden, ob Windhuk oder Swakopmund oder ….

Beim Hotel Villa Safari in Windhuk hatten wir als Basis ein schönes Appartement gemietet, von dem aus wir alles planen konnten. Die Angestellten des Hotels waren überaus hilfsbereit und herzlich und aus unseren Gastgebern wurden liebe Bekannte. Vier Wochen ging es für uns dann an die Atlantikküste. Swakopmund zeigte sich von seiner besten Seite. Tolles Wetter, kulinarische Genüsse, entspannte Atmosphäre: echte Lebensqualität. Sheffield blühte auf am Meer, wir auch. Mehr zu Swakopmund in einem anderen Beitrag. Am Ende war klar: Swakop wird es werden. Trotz vereinzelter Unkenrufen.

Wir schauten uns zahlreiche Immobilien an, die es hier wirklich in großer Menge und in unterschiedlichster Bauqualität gibt. Wir hatten einige wirklich tolle und engagierte Makler. Unsere Empfehlungen gibt es noch gesondert aufgelistet. Da es aber unser richtiges Zuhause werden soll, braucht auch die Suche etwas Zeit.

Es gibt in Swakopmund für jedes Budget etwas. Was uns positiv aufgefallen ist, es gibt kaum hohe Zäune/Elektrozäune. Wir haben einige Angebote gemacht und reisten für die Verlängerung unseres Touristenvisums erst einmal zurück nach Windhuk. Auf dem Weg machten wir noch Station in Omaruru, dazu aber auch in einem anderen Post mehr.

Große Sorge um den kleinen Mann: Sheffield wird ohnmächtig

Kaum waren wir zurück in Windhuk, ging es Sheffield plötzlich sehr schlecht. Er hatte Ohnmachtsanfälle, nahm massiv ab, obwohl er fraß, bekam keine Luft mehr. Mitten in der Nacht zum Notdienst von Dr. Minty Sony und ihrem Team. Sheffield muss ins Sauerstoffzelt. Wir bekommen es mit nach Hause. Danke Alex, danke Minty, danke Vincent.

Drei Wochen Intensivmedizin waren nötig, inklusive eine Woche Sauerstoffzelt. Nachtnotdienste, Nachtwache, viele Tränen, wenig Hoffnung. Diagnose: Pankreatitis und akute Lungenentzündung. Minty und ihr Team kämpfen um Mr. Sheffield. Wir auch. Gemeinsam mit diesem großartigen Team haben wir unserem kleinen Racker das Leben gerettet.

Aber Minty sagte danach klar: Sheffield ist nicht transportfähig, schon gar nicht flugfähig. Wir bekamen ein mehrseitiges Attest und haben damit sowie mit Fotos und einer langen Erklärung um eine Verlängerung unseres Touristen-Visums gebeten (was eigentlich nur mehr Geld für Windhuks Wirtschaft bedeutet hätte.)

„Wenn der Hund stirbt, ist das euer Problem.“ Danke, Mr. Negonga!

Unsere Agenten meinte, dass es eigentlich überhaupt keine Zweifel geben könne, dass wir die Verlängerung auf 180 Tage erhalten würden. Wir entspannten uns, kümmerten uns um unseren Zwerg. Er brauchte viel Pflege und wir waren dankbar, dass wir us gedanklich auf ihn konzentrieren konnten.

Zwei Tage später kam von einem Mr. Negonga von Home Affairs die erste Ablehnung. Wir waren tief geschockt. Er konnte nur irgend etwas nicht verstanden haben. Wollte er wirklich, dass unser Hund dem sicheren Tod ausgeliefert würde? War ihm das Leben dieses kleinen Lebewesens wirklich völlig gleichgültig? Das konnte nicht sein!

Wir fuhren sofort persönlich zu Home Affairs, haben unseren Fall geschildert. Unter Tränen bat ich um die Verlängerung, wir waren verzweifelt. Wir erklärten nochmals, dass Klein-Sheffield, sollte er fliegen müssen, sterben würde. Zitat des Herren von Home Affairs: „Wenn der Hund stirbt, ist das euer Problem.“ Ende der Durchsage.

Der Schock saß tief und bis heute können wir es eigentlich nicht glauben, nicht verstehen. Es ist für uns immer noch nicht fassbar, wie ein Mensch derart empathielos sein kann.

Aber: Es gibt keinen Anspruch auf diese Verlängerung der 90 Tage, selbst bei einem medizinischen Notfall nicht. Nun hatten wir noch genau drei Tage, um das Land zu verlassen. Mit einem todkranken Hund und ohne Planung.

Mit einem todkranken Hund auf nach Südafrika

Fast alle Menschen, die wir in Namibia kennen und schätzen gelernt haben, waren von dieser Nachricht ebenfalls tief geschockt und von diesen Beamten mehr als enttäuscht. „Das ist nicht Namibia, das sind nicht wir.“ Das wissen wir. Dennoch hat uns das tief getroffen. Nachhaltig! Und wir werden nicht müde, dass auch überall zu erzählen. Was auch immer Herrn Negonga von Home Affairs dazu getrieben hat, wir wissen es nicht.

Einige wirklich gute Freunde (Namibianer) haben ihre direkten Kontakte angesprochen, viel versucht, um uns zu helfen. Vor allem wegen unserem Hund. Sie haben persönlich nachgefragt, gebangt. Es hat nichts geholfen. Diesen Menschen werden wir ihre Unterstützung aber nie vergessen.

Wie gut, dass wir unseren Henry 1 haben. Wir kündigten unsere Wohnung, packten unsere sieben Sachen, organisierten die Papiere für den Grenzübertritt SA (eine Geschichte für sich, folgt) und machten es unserem kranken Hund so bequem wie möglich für die Fahrt. Dann ging es los….1.000 km Richtung Süden. Mit vielen weiteren Geschichten, die ihr hier bald lesen könnt.

Home Affairs ist nicht Namibia

Wir haben ansonsten sehr gute Erfahrungen mit den Behörden in Namibia gemacht. Home Affairs ist in der Tat die unrühmliche und selten schreckliche Ausnahme, die uns allerdings dermaßen geschockt hat, dass wir nicht mehr sicher sind, ob Namibia wirklich unser Zuhause werden kann. Wer derart gefühlskalt reagiert, hat Gründe – oder ist ein Monster. Und sorgt mit seinem Verhalten nicht dafür, Vertrauen aufzubauen. Aber vermutlich will das diese Behörde gar nicht. Zumindest ist es ihr egal. Über die Gründe kann sich jeder selbst seine Gedanken machen.

*Kontrabillen = Unwägbarkeiten: Google kennt das Wort nicht mehr. Als Freund vielfältiger Sprache, liebe ich aber alte Ausdrücke

Wie erhält man eine Daueraufenthaltsgenehmigung für Namibia?

Wir haben im Nachgang noch mit diversen Agenten Kontakt gehabt sowie in verschiedenen Gruppen und Foren, in denen es immer und immer wieder um die Frage geht, was man eigentlich wirklich benötigt, um eine Daueraufenthaltsgenehmigung für Namibia zu erhalten. Ganz ehrlich? Das wissen sie in Namibia selbst nicht, es ist Willkür pur.

Einige Anwälte sagten, man müsse eine entsprechende Investition in eine Immobilie in Höhe von mindestens 3,5 Millionen NAD nachweisen, um überhaupt eine Chance zu haben, berücksichtigt zu werden. Da dies nirgends offiziell nachzulesen ist, ließen wir Bekannte, die diese Summe bereits investiert haben, aber dennoch bereits zweimal abgelehnt wurden, bei den Anwälten nachfragen. In diesem Fall meinte die Anwältin, dass ein Invest natürlich keine Garantie sein könne, die PRP zu erhalten, man aber gerne gegen Bezahlung alles tun werden, um die Einsprüche zu begleiten.

Am Ende hat man dann eine Immobilie, die man gerade einmal 90 Tage im Jahr besuchen darf. Heute sind wir froh, den Immobilienkauf noch nicht in die Tat umgesetzt zu haben.

Fazit

Der gesamte Prozess, um eine Daueraufenthaltsgenehmigung zu erhalten, ist willkürlich. Es gibt keine Regeln und auch keine klaren Rahmenbedingungen. Es ist vielmehr eine Anwalts- und Agentenindustrie und es gibt keinerlei Rechtssicherheit beim Prozess. Ohne gewisse Boni dürften derzeit überhaupt KEINE Genehmigungen ausgestellt werden, da alle auf den Ausgang der Wahlen im November warten. Ob sich danach etwas ändert, bezweifle ich angesichts der Beamten bei Home Affairs allerdings.

Ein weiterer Punkt ist, dass Namibia ab April 2024 Gebühren in Höhe von 90 Euro für das normale Tourismus-Visum erheben will. Ein Land, das abhängig ist von Tourismus, tut alles, um Touristenvisa zu erschweren, zu verteuern und sie in Folge noch nicht einmal mehr zu verlängern. Dazu kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen.

Ihr habt Erfahrungen mit Home Affairs, Namibia, gemacht?

Wir freuen uns über eure Kommentare oder Nachrichten!