Mr. Sheffield und seine Miezen
Es hat schon Vorteile, wenn man erst einmal eine Zeit am anderen Ende der Welt verbringt, um dann in ein europäisches Land weiterzuwandern. Zum einen ist einem alles wieder vertraut, zum anderen weiß man, auswandern ist zwar anstrengend, aber auch kein Weltuntergang.
Wenn Fremdes vertraut ist
Wir waren weltweit unterwegs und werden das auch weiterhin sein. Aus dieser Perspektive ist ohnehin alles fremd. Man kann sich nur aussuchen, ob mehr oder weniger fremd ;). Als Europäer verbindet uns eben doch Geschichte und Kultur. Mittlerweile haben wir ein herrliches Domizil gefunden und auch unsere Familie hat sich – wie könnte es anders sein – vergrößert. Kein Wunder, haben bereits auf den Philippinen die Findelkinder nicht lange auf sich warten lassen, so ging das auch hier recht schnell.
Das liegt natürlich auch daran, dass Tierschutz und Tierwohl in Spanien immer noch große Defizite hat. Wenngleich die Situation sehr viel besser geworden ist als noch vor 20 Jahren. Mittlerweile hat man hier in der Marina Alta das Problem der streunenden Hunde gut in den Griff bekommen. Bei den Katzen allerdings scheint das ein fast aussichtsloses Unterfangen. Und so ist es kein Wunder, dass Mr. Sheffield erst Boss von einer, dann drei und heute vier Miezen wurde.
Wenn Katzen alternativlos sind
Die erste, ein stattlicher kastrierter Kater, gab eines Tages sehr höflich und gesittet seine Bewerbung als neuer Mitbewohner ab. Er hatte uns schon länger beobachtet, war aber jedes Mal erfolgreich von Mr. Sheffield verjagt worden. Logisch, sein Territorium, seine Regeln. Und überhaupt, gerade erst hatte man das Pauli-Trauma verarbeitet, da will Hund nicht gleich das nächste Abenteuer im Haus haben. Nun ist es aber so, dass nichts so alternativlos ist wie eine einzugsbereite Katze – und die deutsche Bundeskanzlerin ;).
So wundert es nicht, dass Herr Kater stur blieb, sich mitten auf das Grundstück setzte und Sheffield freundlich anblickte. Dem blieb das Bellen im Halse stecken – und er staunte. Es dauerte nur wenige Tage, da hatte Sheffieldchen akzeptiert, dass auch in Spanien wieder eine Mieze mit im Haushalt ist. Blieb ihm ja auch nicht viel anderes übrig. Und so gehörte Tiger ab sofort zur Familie.
Vater wider Willen
Die beiden „Kleinen“ hingegen kamen auf sehr sonderbare Weise zu uns. Mitten in der Nacht bellte Sheffield plötzlich los und rannte zur Poolterrasse. Wir schauten raus – und sahen eine Katze mit ihren beiden Kitten, die sich über die Futternäpfe hermachte. Nun, das sollten sie ruhig machen.
Am nächsten Morgen allerdings lungerten alle drei immer noch um den Pool herum. Es stelle sich heraus, dass die Katze ein kastrierter, ausgesprochen zutraulicher Kater war. Dank der auf dem Halsband notierten Infos wussten wir, dass der hübsche Kerl „Kiwi“ hieß und kannten die Telefonnummer des Besitzers.
Der jedoch wusste von Nachwuchs logischerweise nichts. Wie sollte ein kastrierter Kater auch dazu kommen? Wir können nur vermuten, dass der freundliche Kater die beiden Kitten gefunden hatte und bei uns zur Pflege abgeben wollte.
Das erklärt auch, warum sich Kiwi, nachdem er sichergestellt hatte, dass wir die beiden kleinen Mäuse aufnehmen, wieder aus dem Staub machte. Wir haben ihn nie wieder gesehen. Erst später erfuhren wir, dass er kurze Zeit später überfahren worden war .
Für einen Hundemenschen wie mich ist eine Mieze ja schon eine Herausforderung. Drei hingegen eine Riesenaufgabe. Also einigte ich mich mit der besten meiner Hälften darauf, ein neues Zuhause für Sibi und Luna zu suchen, sobald wir sie entsprechend aufgepäppelt hätten. Was soll ich sagen? Heute sind aus den Kitten zwei tolle, kastrierte Kater geworden – und ihr altes ist auch ihr neues Zuhause.
Wilder Stubentiger mit viel Herz
Nummer vier im Bunde ist unser weißer Molly. Ihn schleppten Tiger, Sibi und Luna an, luden ihn zum Essen ein, zeigten ihm Haus und Garten, gaben an mit ihrem persönlichen Wachhund und machten einen auf dicke Hose.
Das weckte natürlich auch bei Molly Begehrlichkeiten. Selten habe ich eine Katze erlebt, die so sehr INS Haus drängt. Lange Rede, kurze Tat: Wir lockten die weiße Schönheit in eine Falle und ab zum Tierarzt unseres Vertrauens zur Kastration. Der war schwer beeindruckt von der Wildheit – und in der Tat, Molly kratzte und biss wie ein Berserker.
Im Anschluss durfte die kleine Raubkatze wieder raus und ich hoffte inständig, sie würde ihrer Wege gehen. Da hatte ich aber die Rechnung ohne Molly gemacht. Ab dem Tag der Kastration mutierte der Wildfang zur Samtpfote – und zog ein. Seltsamerweise fanden das die drei anderen Miezen dann nicht mehr so lustig und daher kommt es leider bis heute zu Disharmonien. Dann sorgt dann Sheffield für Ruhe im Rudel.