Gunda lebt seit 2008 in Südostasien und ist eine Expertin, wenn es um das Leben und Arbeiten in Indonesien geht. Sie hat für Deutschland verlassen einen Gastbeitrag erstellt, für alle, die überlegen, in das Inselparadies auszuwandern.


Indonesien fasziniert durch seine Vielzahl tropischer Landschaften – lange Sandstrände, grüne Regenwälder, beeindruckende Vulkane und eine vielfältige Unterwasserwelt. Jedes Jahr zieht es Menschen aus aller Welt in dieses Land – sei es für einen Kurzurlaub, einen längeren Aufenthalt oder eine komplette Auswanderung. Wenn du auch überlegst, nach Indonesien auszuwandern oder länger im größten Inselstaat der Welt zu leben, findest du in diesem Beitrag einen Überblick über die wichtigsten Schritte für einen erfolgreichen Start im Archipel.

Die passende Aufenthaltserlaubnis für Indonesien

Die Wahl des richtigen Visums ist entscheidend für deinen Aufenthalt in Indonesien, da sie dir vorgibt, wie lange du bleiben und was du vor Ort tun darfst. Es gibt verschiedene Visa-Arten, die sich je nach Länge des Aufenthalts und der geplanten Aktivitäten unterscheiden.

B211A-Besuchsvisum (bis zu sechs Monate)

Das Besuchsvisum B211A ist ideal für mittelfristige Aufenthalte und ermöglicht dir, bis zu 180 Tage im Land zu bleiben. Es wird zunächst für 60 Tage ausgestellt und kann zweimal um jeweils 60 Tage verlängert werden. Dieses Visum eignet sich für verschiedene Zwecke wie Tourismus, Freiwilligenarbeit, Studium oder Familienbesuche. In der Regel benötigst du einen indonesischen Sponsor, um das Visum zu beantragen. Beachte jedoch, dass das Arbeiten in Indonesien mit diesem Visum nicht offiziell erlaubt ist.

KITAS, KITAP und Second Home Visa (für Langzeitaufenthalte)

Planst du einen Aufenthalt von über sechs Monaten oder möchtest du langfristig in Indonesien leben, benötigst du eine befristete Aufenthaltserlaubnis (KITAS). Diese wird in der Regel für ein Jahr ausgestellt und je nach Bedarf mehrmals verlängert.
Ein KITAP (unbefristete Aufenthaltserlaubnis) kannst du im Anschluss an ein KITAS beantragen, wenn du bereits mehrere Jahre im Land gelebt hast. Seit Kurzem gibt es außerdem das Second Home Visa, das sich an wohlhabende Senioren und Investoren richtet und einen Kapitalnachweis in Höhe von mindestens 120.000 Euro voraussetzt.

Krankenversicherung und Gesundheitsversorgung in Indonesien

Für dein Leben in Indonesien benötigst du eine Krankenversicherung, die dich im Ernstfall ausreichend absichert. Hier kannst du zwischen gewöhnlichen Auslandskrankenversicherungen, die etwas günstiger sind und weniger Leistungen beinhalten, und internationale Krankenversicherungen, die teurer und umfangreicher sind, wählen. Für welche Krankenversicherung du dich entscheidest, hängt von deinen persönlichen Bedürfnissen ab.

Indonesische Krankenversicherung (BPJS)

Als KITAS-Inhaber hast du außerdem die Möglichkeit, dich zusätzlich bei der indonesischen gesetzlichen Krankenversicherung BPJS versichern zu lassen. Diese bietet Basisleistungen für rund 10 Euro im Monat, jedoch ohne umfassende Abdeckung für teure Behandlungen und Spezialisten. Als Zusatzversicherung für kleinere Behandlungen kann sie dennoch sinnvoll sein.
Gesundheitssystem und medizinische Versorgung

Die medizinische Versorgung in Indonesien kann stark variieren, je nachdem, in welcher Region du dich befindest. Auf Bali und in Großstädten wie Jakarta und Surabaya kannst du mittlerweile moderne Krankenhäuser und englischsprachige Ärzte finden, die sich vom westlichen Standard nicht besonders unterscheiden.

Anders sieht es in abgelegenen Regionen aus, wo die Gesundheitsversorgung oft unzureichend ist. In diesem Fall solltest du immer ein Erste-Hilfe-Set mit den wichtigsten Medikamenten mitnehmen.

Leben und arbeiten in Indonesien: Nur möglich mit einer Aufenthaltsgenehmigung.

Arbeiten in Indonesien

Die Arbeitsaufnahme in Indonesien unterliegt strengen Regelungen, da die indonesische Regierung die Einheimischen schützen und ihnen Priorität einräumen möchte. Grundsätzlich dürfen Ausländer nur mit einer gültigen Arbeitserlaubnis (IMTA) arbeiten und nur in Berufen, die ein Indonesier nicht machen kann.

Arbeiten als Angestellter

Um in Indonesien als Angestellter arbeite zu können, benötigst du eine Arbeitserlaubnis (IMTA) in Kombination mit einem Arbeits-KITAS. Diese Erlaubnis wird von dem Unternehmen beantragt, bei dem du arbeiten möchtest. Dabei müssen indonesische Firmen begründen können, warum für die Position ein Ausländer und kein indonesischer Staatsbürger eingestellt wird.

Aus diesem Grund werden Expats vor allem für Management- und Expertenrollen eingestellt, bei denen sie spezielle Kenntnisse und Qualifikationen vorweisen müssen. Hast du einmal deine Arbeitserlaubnis erhalten, ist sie nur für das jeweilige Unternehmen gültig, auf das es ausgestellt wurde. Bei einem Wechsel müssen alle Dokumente neu beantragt werden.

Digitale Nomaden in Indonesien

Besonders die Touristeninsel Bali ist seit Jahren ein beliebtes Ziel für digitale Nomaden. Leider gibt es aktuell kein offizielles Digitale-Nomaden-Visum für Indonesien – mit der Arbeit als Remote-Worker bewegst du dich also in einer Grauzone. Viele digitale Nomaden verwenden das B211A-Besuchsvisum und verlassen das Land für einen sogenannten Visa-Run, um anschließend mit einem neuen Visum wieder einzureisen. Wie oft du das machen kannst, hängt von den zuständigen Behörden ab. Langfristig solltest du dich immer um eine Aufenthaltserlaubnis (KITAS) bemühen. Außerdem solltest du als digitaler Nomade nicht negativ auffallen, die Kultur und Traditionen des Landes respektieren und ausschließlich für Kunden außerhalb Indonesiens arbeiten.

Sonderstellung mit Familien-KITAS

Wenn du mit einem indonesischen Staatsbürger verheiratet bist, kannst du ein Familien-KITAS beantragen. Mit diesem KITAS ist es dir laut Gesetz erlaubt, deine Familie finanziell zu unterstützen. Allerdings definiert das indonesische Gesetz hier nicht eindeutig, welche Art von Arbeit und in welchem Umfang diese möglich ist. Möglich wären in diesem Fall zum Beispiel Einzelunternehmer (online) oder die Mitarbeit im Business des indonesischen Ehepartners. Um rechtliche Probleme zu vermeiden, solltest du deine Arbeit jedoch im Vorfeld mit den zuständigen Behörden abklären.

Vielfalt Indonesien: Weiße Sandstrände, grüne Regenwälder, beeindruckende Städte und eine vielfältige Kultur.

Unternehmensgründung in Indonesien

Es ist möglich, als Ausländer eine Firma in Indonesien zu gründen, allerdings sind die Hürden dafür relativ hoch. Die einzige Unternehmensform, die für ausländische Investoren infrage kommt, ist die PT. PMA (Penanaman Modal Asing), eine ausländische Investmentgesellschaft. Diese Art von Unternehmen ermöglicht es dir, ein Investor-KITAS zu beantragen und in diesem Bereich geschäftlich aktiv zu sein.

Anforderungen und Investitionshöhe

Für die Gründung einer PT. PMA musst du mindestens 10 Milliarden IDR (circa 600.000 Euro) an Eigenkapital nachweisen und innerhalb eines Jahres investieren. Außerdem darfst du als Investor nicht das Gleiche arbeiten wie ein regulärer Angestellter, sondern kümmerst dich zum Beispiel um Investitionen, Grundstückskäufe oder Kundenmeetings.

Bankkonto eröffnen in Indonesien

Mit einem KITAS kannst du problemlos ein Bankkonto in Indonesien eröffnen. Das ist besonders dann praktisch, wenn du dich langfristig im Land aufhalten und Zahlungen von deinem indonesischen Konto tätigen willst. In der Regel setzen Banken ein KITAS voraus, machen jedoch in Einzelfällen Ausnahmen bei Sparkonten, da diese ein geringeres Risiko darstellen. Wenn du regelmäßig Geld ins Ausland überweisen willst, solltest du ein Konto bei einer der größeren indonesischen Banken wie BCA oder einer internationalen Bank wie HSBC wählen.

Steuern und Finanzen in Indonesien

Wenn du länger als 183 Tage in Indonesien lebst, wirst du steuerpflichtig. Das bedeutet, dass du dir mit deinem KITAS eine Steuernummer (NPWP) beim lokalen Steuerbüro besorgen musst. Im Gegensatz zu Deutschland sind die Steuersätze in Indonesien relativ gering und liegen je nach Einkommen zwischen 5 und 30 Prozent. Ein Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und Indonesien legt fest, in welchem Land du welche Einkünfte versteuern musst. Das ist vor allem für diejenigen interessant, die monatsweise in Deutschland leben und dort unter Umständen noch Einkünfte zum Beispiel in Form von Mieteinnahmen haben.

Kosten in Indonesien

Die Lebenshaltungskosten in Indonesien können stark variieren und hängen vom Lebensstil und der gewählten Wohnregion ab. Während abgelegene Inseln aufgrund fehlender Entertainmentangebote deutlich günstiger, können Bali und Jakarta weitaus teurer sein. Auf sehr abgelegenen Inseln kommen wiederum Transportkosten für manche Produkte hinzu.

Diese Kosten solltest du einplanen:

  • Monatliche Fixkosten: Dazu zählen Mietkosten, Nebenkosten wie Wasser und Strom sowie zusätzliche Services wie Sicherheitsdienste oder Housekeeping.
  • Lebensmittel und Verpflegung: Frische, regionale Lebensmittel kannst du auf lokalen Märkten günstig kaufen. Importierte Produkte sind teurer und oft nur in Städten oder touristischen Gebieten zu finden.
  • Freizeit und Unterhaltung: Die Höhe der Freizeitkosten orientieren sich am Angebot der Region. Strandbesuche oder Ausflüge in die Natur kannst du oft kostenlos machen, Restaurantbesuche, Shopping-Malls oder andere Unterhaltungsmöglichkeiten hingegen können teurer sein.

Landeigentum und Immobilien in Indonesien

Ausländer in Indonesien dürfen als Eigentümer kein Land besitzen. Allerdings können sie das Nutzungsrecht für Grundstücke erwerben, zum Beispiel durch ein Hak-Pakai-Zertifikat. Mit einem KITAS und diesem Zertifikat kannst du ein Grundstück über einen Zeitraum von 30 Jahren nutzen, insgesamt kann es auf maximal 80 Jahre verlängert werden. Mit dem Zertifikat Hak Guna Bangunan erhalten ausländische Firmen das Recht, Gebäude auf einem Grundstück zu errichten und zu nutzen.

Besonders aufpassen solltest du übrigens bei sogenannten Nominee-Agreements, also Nominiertenvereinbarungen, bei denen ein indonesischer Staatsbürger als Landeigentümer eingetragen ist. Diese Vereinbarungen sind in Indonesien nicht erlaubt und bergen hohe Risiken. Kommt es zu einem Rechtsstreit, verbleibt das Eigentum vollständig beim indonesischen Nominee.

Besondere Hinweise für gemischte Ehepaare

Binationale Paare, die in Indonesien leben möchten, sollten in jedem Fall einen Ehevertrag abschließen, der die Gütertrennung vereinbart. Ohne diesen Vertrag verliert der indonesische Ehepartner das Recht, Landeigentum zu kaufen oder zu erben, da laut indonesischem Gesetz Vermögen, das nach der Eheschließung erworben wird, beiden Partnern zu gleichen Teilen gehört.
Weil der ausländische Partner jedoch kein Land als Eigentümer besitzen darf, verliert der indonesische Partner automatisch sein Recht auf Landeigentum. Ein Ehevertrag (Prenup oder Postnup) stellt sicher, dass der indonesische Partner weiterhin Land erwerben und als Eigentümer eingetragen werden kann.

Kultur und Traditionen in Indonesien

Indonesien ist reich an Traditionen, und das alltägliche Leben wird von Religion und zahlreichen Bräuchen bestimmt – etwas, an das man sich als Außenstehender manchmal erst gewöhnen muss. Vor allem in ländlichen Gegenden leben die Einheimischen sehr traditionsbewusst, während in Städten und touristischen Gebieten das Leben moderner ist.
Vermeide es, vorschnell zu urteilen und dich in der Öffentlichkeit negativ über gewisse Dinge zu äußern. Gehe offen und tolerant auf die Menschen und ihre Sitten zu und du wirst ihre Gastfreundschaft und Herzlichkeit zu spüren bekommen.

Fazit

Indonesien lockt nicht nur mit atemberaubender Natur, sondern auch mit kultureller Vielfalt und einer einzigartigen lokalen Gemeinschaft. Mit etwas Durchhaltevermögen kannst du dir hier trotz bürokratischer und rechtlicher Hürden langfristig ein Leben aufbauen. Entscheidend ist dabei die entsprechende Vorbereitung, die dir den Start in Indonesien erleichtern kann. Hast du das einmal geschafft, steht deinem Traumleben nichts mehr im Weg!


Über die Autorin

Gunda kommt aus der Tauch- und Tourismusbranche und war einige Jahre in Südostasien unterwegs, bevor sie ihr Herz an Indonesien verlor. Hier fand sie nicht nur ihre neue Heimat, sondern auch ihre große Liebe. Nach der Leitung eines Tauchresorts in Raja Ampat machte sie sich als Autorin selbstständig und unterstützt seither andere Auswander-Interessierte bei der Umsetzung. Mit ihrem Mann Tono lebt sie auf Morotai, wo die beiden sich eine kleine Selbstversorgerfarm im Dschungel aufbauen.

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