Unser erstes Findelkind Lucky durften wir leider nur wenige Wochen bei uns willkommen heißen. Viele von euch haben ja mitbekommen, wie traurig die Geschichte des kleinen Kerlchens für uns war. Aber auf den Philippinen dauert es nicht lange, bis das nächste Findelkind an die Türe klopft.

So war es diesmal mein lieber Mann, der mit einem kleinen maunzenden Bündel auf der Hand nach Hause kam. Ein rotweißes Katzenbaby, vielleicht gerade einmal vier Wochen alt. Es hatte auf einer hohen Mauer jämmerlich gemaunzt und die beste meiner Häften fackelte nicht lange und startete eine Rettungsaktion. Etwas verständnislos beobachtet von einigen Pinoys kraxelte er per Leiter die Mauer hoch und schnappte sich das Fellknäuel. Der Kleine kuschelte sich direkt an ihn und ließ sich dankbar heimbringen.

Nun ist es aber so, dass der beste aller Prager Rattler, unser Mr. Sheffield, für Katzen eigentlich nur eines empfindet: eine abgrundtiefe Abneigung. Obwohl – oder gerade weil er als kleiner Hund mit einer leben musste. Was auch immer da vorgefallen ist, es war prägend. Umso erstaunlicher ist es, wie schnell Sheffield bei Pauli vom Katzenjäger zum geduldigen Katzenonkel mutiert und den Neuzugang – zwar unter Protest – aber vollständig akzeptiert.

Vielleicht war ja auch der Name hilfreich. Mein Mann meinte, wir sollten den kleinen Kater nach Sheffields besten Kumpel Paulchen – seines Zeichens stattlicher Rauhaardackel –  in Deutschland benennen. Scheint gewirkt zu haben ;).

Zu viel des Guten, selbst für einen geduldigen Hundeonkel

Und so kam es, dass Klein-Paul recht zügig wieder zu Kräften kam. Ein robustes Kerlchen. Nach einem Impf- und Entwurmungsbesuch beim Tierarzt –  was, wie ihr ja mittlerweile wisst, hier in Dumaguete eher einem Besuch beim Metzger gleicht – konnte man dem Tigerchen beim täglichen Wachsen zusehen. Seine Reisebox stellte Sheffield großzügigerweise als Katzenbettchen zur Verfügung – was wohl auch Eigennutz war, denn immerhin war so wenigstens nachts Ruhe angesagt.

Denn der Hauptleidtragender der überschüssigen Energien unseres Paulchens war Sheffield. Er, der bei der Hitze am liebsten döste, wurde von hinten überrascht, von der Seite erklettert, von vorne erstürmt und manchmal auch einfach überrannt. Ein beherzter Biss in Sheffields Rute und Ende war mit Dösen. Aber: Sheffield ertrug es mit einer stoischer, bewundernswerter Ruhe.

 

Sechs Wochen war Paulchen bei uns und wir versuchten, ihm so gut wie möglich alles beizubringen, was man als Jungkater so wissen muss: auf Bäume klettern, nicht alles niederkrallen, was man zwischen die Pfoten bekommt, sich nicht maßlos überschätzen bei fremden Hunden, nicht in alles beißen, was nicht bei zweieinhalb in der Luft ist und auch, dass es nicht immer schlau ist, seinen Katzensturrkopf durchzusetzen.

Dennoch war uns schnell klar: So geht es nicht. Also machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Zuhause für unseren Flummi. Zum Glück fanden wir es in der Nähe von Dauin bei einer Familie, bei der Paulchen platztechnisch alle Freiheiten bekam, die so ein dominanter Kater benötigt. Als wir ihn in sein neues Heim brachten, war er sofort begeistert von den neuen Möglichkeiten. Und obwohl es uns schon schwer ums Herz war, so freuten wir uns vor allem für Sheffield, dass endlich wieder Ruhe in sein Leben einkehren konnte.